LOGOS: Lernen Lernen
Konstruktive Lerntherapie
Mehr als nur Nachhilfe
20 Jahre erfolgreiche Förderarbeit

Lern-und Motivationsprobleme

Lernen ist ein sehr komplexer Prozess, den man als „menschliche Informationsverarbeitung“ bezeichnen kann und der sich als Erfahrungsbildung und als Verhaltensveränderung bei den Lernenden zeigt.

Grundsätzlich lernen Menschen besser, wenn sie mit Freude und Spaß lernen und das Gelernte in ihre bisherigen Erfahrungen und Alltagswelten integrieren können. Positive Emotionen, ein entspanntes Klima und fehlender Leistungsdruck erhöhen den Lernerfolg. In der Lerntheorie wird zwischen einer „intrinsischen“ und einer „extrinsischen“ Lernmotivation unterschieden: Erst das intrinsische, „von innen heraus“ motivierte Lernen schafft ideale Voraussetzungen zum Lernen. Belohnungen wie gute Noten oder Androhungen von Strafen fungieren als extrinsische Motivation. Langfristig eingesetzt schwächen sie den inneren Antrieb sogar. Wer hingegen mit Lust bei der Sache ist, lernt wie von selbst. Und wenn das Lernen auf Dauer keinen Spaß macht – so der Lernforscher Michael Fritz – ist es zwecklos! Allerdings sehen wir alle, dass der natürliche Wissensdurst der Kleinkinder mit zunehmendem Alter immer mehr abnimmt. Unter den 13-jährigen sagen einer Studie zufolge nur noch 6 % der Schüler und Schülerinnen, dass ihnen das Lernen Spaß macht.

Neueren neurowissenschaftlichen Studien zufolge sind für den Lernerfolg die sogenannten „exekutiven Funktionen“, die sich vom Kleinkind bis etwa zum 25. Lebensjahr entwickeln, von ganz entscheidender Bedeutung. Die exekutiven Funktionen steuern das menschliche Denken und Handeln ganz wesentlich: Um überhaupt komplexere Sachverhalte zu lernen, müssen Menschen in der Lage sein, sich selbst zu beruhigen, um ihre Aufmerksamkeit auf etwas zu lenken bzw. sich auf etwas zu konzentrieren, um dadurch Informationen aufzunehmen und zu speichern und um mit diesen gespeicherten Informationen auch arbeiten zu können. Exekutiven Funktionen beeinflussen nicht nur die Lernleistungen, sondern auch die sozial-emotionale Entwicklung. Erst gut trainierte exekutive Funktionen bilden die Voraussetzung für erfolgreiches Lernen und für einen kontrollierten Umgang mit den eigenen Emotionen. Glücklicherweise hat sich das menschliche Gehirn als das anpassungsfähigste menschliche Organ herausgestellt, so dass es vielerlei – auch spielerische – Trainingsmöglichkeiten gibt, diese Funktionen zu stärken. In der Neurowissenschaft unterscheidet man folgende drei exekutive Funktionen:

  • Die Inhibition bzw. Selbstregulationsfähigkeit von Verhalten und Aufmerksamkeit: Darunter versteht man die Fähigkeit, etwas trotz bestehender Impulse nicht zu tun oder sich nicht ablenken zu lassen, um ein angestrebtes Ziel zu erreichen. Vielen Schülern und Schülerinnen fällt es schwer, sich unter Kontrolle zu haben, sich in einer Gruppe einzuordnen und nicht unbeherrscht oder unangemessen zu reagieren. Sie sind leicht ablenkbar, wollen ihre Wünsche sofort erfüllt haben und zeigen wenig Ausdauer bei der Erledigung von Aufgaben. Dementsprechend schnell kommt es immer häufiger zu Frusterlebnissen und zu einem verringerten Selbstbewusstsein. Ihnen fehlt es an der Fähigkeit, ihre Verhaltensimpulse und Emotionen zu hemmen. Mit einer guten Selbstregulationsfähigkeit wären sie sicher zu wesentlich besseren Leistungen befähigt.
  • Das Arbeitsgedächtnis: In der Neurowissenschaft geht man davon aus, dass das menschliche Arbeitsgedächtnis über eine begrenzte Speicherkapazität von etwa sieben Elementen – wie etwa einzelne Wörter, Objekte oder Ziffern - über einen begrenzten Zeitraum von nur wenigen Sekunden verfügt. Das Arbeitsgedächtnis wird etwa beim Rechnen gefordert, wenn wir uns an errechnete Zwischenergebnisse erinnern müssen, um die nachfolgenden Rechenoperationen durchzuführen. Ebenso benötigen wir es, wenn wir einen längeren Satz sprechen und verstehen wollen. Komplexere kognitive Funktionen wie Sprache oder mathematische Leistungen könnten ohne das Arbeitsgedächtnis nicht realisiert werden. Wir benötigen es auch, wenn wir uns an Instruktionen anderer Personen, an Zwischenschritte von Handlungsplänen erinnern oder wenn wir Handlungsalternativen vergleichen wollen, um zu besseren Lösungswegen zu finden.
  • Die kognitive Flexibilität: Sie baut auf der Selbstregulationsfähigkeit und dem Arbeitsgedächtnis auf und ermöglicht es dem Menschen, sich immer wieder schnell auf neue Anforderungen einzustellen. Eine gute kognitive Flexibilität befähigt dazu, Personen und Situationen aus anderen, neuen Perspektiven zu betrachten und Perspektiven zu wechseln: Der Schüler und die Schülerin wird offener, zugänglicher für andere Argumente, lernt, aus seinen/ihren Fehlern zu lernen und kann sich besser und schneller auf neue Lebenssituationen und Arbeitsanforderungen einstellen.

Diese exekutiven Funktionen lassen sich nicht nur kognitiv, sondern auch körperlich trainieren: Stufenweise lernen die Schüler und Schülerinnen:

  • Die Aufmerksamkeit willentlich zu fokussieren und Störreize gezielt auszublenden
  • Das Handeln immer häufiger bewußt zu steuern – wofür eine gezielte Kontrolle und das Erkennen von Handlungsalternativen wichtig ist
  • Die Handlungsabläufe gedanklich zu planen und sich mit Hilfe des Arbeitsgedächtnisses an Zwischenschritte und Handlungsalternativen zu erinnern
  • sich Ziele zu setzen
  • Prioritäten zu setzen und sich hinsichtlich der Wertigkeit der Ziele bewußt zu werden
  • Handlungsverläufe zu reflektieren – Dazu werden Handlungen gezielt unterbrochen, um bisherige Handlungen auf ihre Zielgerichtetheit zu überprüfen
  • ihr soziales Verhalten zu reflektieren und ihre Emotionen zu steuern
  • ihre emotionalen Impulse zu kontrollieren, ihnen nicht ausgeliefert zu sein und sich so selbst zu regulieren

Gerade Schüler und Schülerinnen mit Rechen-, Schreib- oder Lesestörungen verfügen über beeinträchtigte exekutive Funktionen. Gut ausgebildete exekutive Funktionen sind die Basis für schulisches Lernen und tragen entscheidend dazu bei, dass die Schüler und Schülerinnen ihre geistigen und emotionalen Potentiale sowie ihre Lernleistung entfalten können. Ein Schüler, der in der Lage ist, störende Impulse zu kontrollieren, schafft eine wesentliche Grundlage für gelingendes Lernen. Selbstregulation ist die wesentliche Grundlage sowohl für selbstverantwortliches, eigenaktives und selbstwirksames Lernen und Arbeiten als auch für die Entwicklung sozial-emotionaler Kompetenzen.
Auch Schüler und Schülerinnen mit AD(H)S profitieren von einem Training der exekutiven Funktionen.

Entscheidend für die Lernmotivation und den Lernerfolg bleibt die Fähigkeit zur Selbstregulation. Und diese wächst umso besser, je mehr die menschlichen Grundbedürfnisse nach Autonomie, Kompetenz und sozialer Einbindung Beachtung finden. Schüler und Schülerinnen wollen sich als autonom anstatt fremdbestimmt erfahren, sich als kompetent erleben und sich in der Gemeinschaft anerkannt fühlen. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, ist ihr innerer Lernantrieb am stärksten. Immer wieder gilt es, auf die Interessen und Talente der Schüler und Schülerinnen einzugehen, an ihren Stärken und Ressourcen anzuknüpfen und demotivierende, frustrierende Situationen zu vermeiden, vor allem auch, um destruktiven Lernvermeidungsstrategien entgegenzuwirken.

Wichtig bleibt dabei das kleinschrittige Vorgehen, um möglichst viele kleine Erfolgserlebnisse zu ermöglichen sowie das Lernen mit allen Sinnen. Lernen muss für Schüler und Schülerinnen etwas mit ihrem Leben zu tun haben, es muss für sie „Sinn machen“. Es muss zu einem selbstorganisierten und selbstgesteuerten Lernen werden. Lerntherapeuten helfen ihnen, ihre Lernziele zu finden und daran festzuhalten, kleinschrittig und immer wieder ermutigend, so dass der „Weg des Verlierers“ zu einem „Weg des Gewinners“ werden kann.

Literatur und Links (kleine Auswahl):

Frederik Verster, Denken, Lernen, Vergessen, München 1975
Walk, L. (2015). Der Schlüssel zum Erfolg steckt innen. Selbstregulation und exekutive Funktionen im Schulalltag. Pädagogik, 67(3), 54-55
Hille, Katrin, Exekutive Funktionen - Häufig gestellte Fragen von Lehrern. In: Sabine Kubesch (Hg.), Exekutive Funktionen und Selbstregulation (pp. 165-172). Bern 2014
Spitzer, M. (2013). Geist & Gehirn: Üben, sich im Griff zu haben. Nervenheilkunde, 32(11), 878-881.
Hüther, Gerald, Hauser, Uli, Jedes Kind ist hochbegabt, München 2012
Klippert, H., Besser lernen, Kompetenzvermittlung und Schüleraktivierung im Schulalltag, Stuttgart 2008
Ryan, R. M., & Deci, E. L., Self-determination theory: Basic psychological needs in motivation, development and wellness, New York 2017

Raum für exekutive Funktionen! Wie Räume und Strukturen Kindern helfen, sich besser im Griff zu haben: www.familienhandbuch.de
Lehrer müssen sich ändern, Bildungsexperte John Hattie stellt in Berlin seine Forschungsergebnisse vor: www.kas.de
Selbstbestimmungstheorie der britischen Motivationsforscher Edward L. Deci und Richard M. Ryan: www.selfdeterminationtheory.org
Lernen und Lehren sichtbar machen: www.lernensichtbarmachen.ch
Damit uns Schule gut tut – familylab in der Schule – Auf die Lehrer kommt es an!: www.familylab.de
Reformprojekt „Schule im Aufbruch“: www.schule-im-aufbruch.de